Ratten miteinander vergesellschaften

Aus aktuellem Anlass, weil dies immer mehr zum Trend zu werden scheint: Wir raten strikt davon ab „Transportboxintis“ zu machen oder die Ratten gar komplett ohne Integration zusammen zu setzen. Die Rangordnung muss langsam geklärt werden, wenn man auch nur ein zu sensibles Rudelmitglied oder eines hat, dem es zu schnell geht, ist eine Transportboxinti super gefährlich für die beteiligten, es kann zu unnötigen schlimmen Verletzungen kommen, vom Stressfaktor mal ganz abgesehen!

Ratten sind sehr revierbezogene Tiere weshalb man neue und sich fremde Tiere niemals einfach so zusammen setzen darf. Eine Integration läuft in mehreren Schritten ab und sollte langsam, dem Tempo der beteligten Ratten entspechend, durchgeführt werden.

Die neuen Ratten müssen einen zweiten, eigenen Käfig haben, der bestenfalls in einem anderen Raum, mindestens aber mehrere Meter vom Käfig des bisherigen Rudels entfernt stehen sollte. Der Grund hierfür ist, dass das Revier eines Rudels nicht mit der Käfigwand aufhört, sondern noch darüber hinaus geht, d.h. wenn sie zu nah aneinander stehen, produziert das Stress, da die Tiere sich gegenseitig im eigenen Revier riechen, aber keine Rangordnung klären können. Diese Aggressionen können sich beim ersten Zusammentreffen abladen.

Man sollte sich im Klaren sein, dass ein Umzug für Ratten meist sehr viel Stress und Angst bedeutet und sollte den neuen Ratten deshalb mindestens eine Woche Eingewöhnungszeit gönnen. Es sind schließlich viele neue Eindrücke, neue Gerüche, neuer Käfig und neue Menschen, die auf einmal auf die Ratte/n einwirken.

Außerdem muss vor der Inti klar sein, dass alle beteiligten Ratten über 10-12 Wochen alt, oder alle jünger als 10 Wochen sein müssen. Das ist sehr wichtig, da Babys unter 10 Wochen noch kein ausgeprägtes Revierverhalten haben und mit Drohungen oder Rangkämpfen der Erwachsenen noch gar nichts anfangen können, das kann böse ausgehen und endete schon bei einigen unerfahrenen Haltern tödlich. Wenn alle Tiere unter 10 Wochen alt sind kann man sie nach einem gemeinsamen Auslauf in 99% der Fälle problemlos danach zusammen in den Käfig setzen und sie werden sich verstehen als würden sie sich schon immer kennen. Das ist dann eine „Babyinti“

Je nachdem wo die Ratten herkommen sollte man auch eine Quarantänezeit unbedingt einhalten. Dies ist besonders dann wichtig, wenn die Ratten nicht aus einer seriösen Pflegestelle oder einem guten Tierheim kommen oder gar ausgesetzt wurden. In diesen Fällen besteht die Gefahr, dass man die eigenen Tiere mit Krankheiten ansteckt oder Parasiten und Würmer überträgt. All dies sollte dann vorher abgeklärt werden. (Kotprobe, Tesa-Abklatsch, Tiere genau beobachten ob sie Anzeichen für eine bestimmte Erkrankung haben oder sich vermehrt kratzen, Schorf aufweisen usw.)

Wenn diese Faktoren ausgeschlossen oder behandelt wurden kann die Inti beginnen.
Als erstes wählt man einen neutralen Ort (wo noch keine Ratte vorher war) für die Treffen aus. Für kleine Gruppen eignet sich die Dusche, Badewanne oder ein abgegrenzter Teil des Badezimmers. Es sollte nicht zu viel Platz sein, da sich die Ratten nicht aus dem Weg gehen dürfen.

Außerdem sollte man sich vor den ersten Treffen mit einer zusammengerollten Zeitung, Handtuchrolle oder einem Kehrbesen „bewaffnen“ damit man die Ratten auseinander halten kann, falls es zu Beißereien kommt. Im Streit kann es passieren, dass die aufgeregte Ratte nicht zwischen Hand und anderer Ratte unterscheidet und man möchte ja nicht gebissen werden.

Bei den ersten Treffen ist in dem Auslaufbereich nichts an Einrichtung außer eine frische Decke gegen kalte Füßchen. Kein Futter, kein Wasser und vor allem keine Häuser. Ganz wichtig ist es, dass man die Ratten niemals alleine lässt, bevor sie sich nicht wirklich sichtbar gut verstehen. Bei den ersten Treffen sieht es in den meisten Fällen so aus, als würden sich die Ratten super verstehen. Bitte nicht gleich denken sie vertragen sich und die Zeit direkt steigern, während der ersten Treffen sind die meisten Ratten so abgelenkt von der neuen Umgebung und gestresst, dass sie sich erstmal nicht mit Rangordnung oder ähnlichem beschäftigen. Auch „die kuscheln so schön“ ist bei den ersten Treffen meist kein nettes kuscheln sondern eher ein „Stresshaufen“ in dem man sich gegenseitig beruhigt. Bitte bevor sie nicht längere Zeit friedlich zusammen sind immer daneben stehen bleiben. Wir raten davon ab MIT in den Auslauf zu gehen, das lenkt die Ratten sehr ab und sie beschäftigen sich somit weniger miteinander. Auch sollte die Absperrung so hoch sein dass sie nicht ständig mit flüchten beschäftigt sind.

Auch wenige Sekunden können bei schwierigen Ratten ausreichen um eine andere zu beißen. Man sollte deshalb immer neben dem Intibereich stehen oder Sitzen und in jede Ecke gut eingreifen können um ggf. schnell zu trennen. Wenn Ratten sehr doof zu anderen sind hilft es sie voneinander abzulenken bevor es eskaliert, wie hier im Video zu sehen:

Der Black Hooded hatte in Treffen vorher schon mehrmals gebissen, daher stoppen wir ihn in der ersten Woche bevor er sich zu arg reinsteigert. Wie ihr das mit euren eigenen Ratten handhaben müsst ist natürlich vorher nicht planbar, wenn ihr unsicher seid stehen wir euch gerne zur Verfügung, gucken uns eure Videos an usw.

Das erste Treffen fängt man mit ca 5 Minuten an und steigert, wenn es gut geht, die Zeit jeden Tag um ein paar Minuten. 5, 10, 20, 40, 60 Minuten usw… lasst den Ratten bitte Zeit, es bringt nichts wenn ihr nach 3 Tagen schon bei 1 Stunde seid und die Ratten dann mit dem nächsten Schritt überfordert sind. Macht einfach langsam, es ssrf ruhig eine Woche oder mehr dauern bis ihr bei einer Stunde Zeit seid.

Wenn nach einer Stunde immer noch alles gut geht, kann man versuchen etwas Brei oder anderes Leckeres mit hinein zu stellen. Nach ein paar Stunden kann man es mit einem neutralen Haus, am besten ein Karton mit mehreren Eingängen, versuchen. Die Treffen sollten mehrere Tage, gerne auch eine Woche wenn es noch Spannungen gibt bis zu 4 Stunden am Stück ruhig verlaufen.

Dann kann man mit der Truppe in den normalen Rudelauslauf wechseln. Auch dort bitte erstmal keine Häuser usw. bereitstellen. Wenn der Auslauf sehr groß ist (z.B. ein ganzes Zimmer) bitte erstmal einen Teil absperren, auch hier sollen sie sich ja nicht aus dem Weg gehen. Im normalen Auslauf wird es evtl. nochmals zu Streitereien kommen. Hier kann man meist schon mit einer halben Stunde das „erste“ Treffen ansetzen. Auch hier wird die Zeit dann gesteigert, bis hin zu mindestens 4 Stunden. Nach und nach kann Futter, Brei, Häuser und auch Käfiginventar mit in den Auslauf gestellt werden.

Wenn sie nun mehrere Tage am Stück lieb zueinander waren, gekuschelt und miteinander gefuttert haben, fängt man mit dem Käfigputz an. Es sollte alles gründlichst gesäubert, Einrichtung wenn möglich gewaschen und danach umgestellt werden. Dann können die beiden Parteien einziehen, wir empfehlen erst eine oder zwei Etagen frei zu geben mit möglichst großen Häusern und Hängematten. Man sollte sie in den nächsten Tagen sehr genau beobachten, wenn es zu Rückfällen kommt (Durch den Käfig jagen, grobes Verhalten, viel Geschrei) bitte einen Schritt zurück gehen und nochmal mehrere Tage im Auslauf verbringen, möglichst viel Käfiginventar dazu welches man danach mit in den Käfig nimmt etc. Für spezielle Fragen/Fälle stehen wir, vorallem bei unseren vermittelten Schützlingen, natürlich immer zur Verfügung!

 

Welches Verhalten ist bei Integrationen normal?

Hier haben wir ein Video einer Integration in dem man sehr viel schönes Inti Verhalten sehen kann:

Bei Integrationen fangen die meisten Ratten erst mal an zu borsteln, das bedeutet, dass sich das Fell der Ratten aufstellt und sie viel größer wirken.

Das kann z.B. auch dann passieren, wenn man den Geruch der Rudel untereinander austauscht, z.B. wenn man vorher eine andere Ratte gestreichelt hat, die nicht zum Rudel gehört und somit anders riecht. Meist beginnen die Treffen mit viel Action, hinterherlaufen und gegenseitiges beschnuppern

Es gibt viele Situationen während der Intitreffen, die für uns Menschen schlimm aussehen, aber völlig normal sind. Dazu gehören z.B. das auf den Rücken werfen

sich gegenüber stehen und mit den Zähnen klappern

oder auch sehr grobes gegenseitiges Putzen. Auch sollte man sich daran gewöhnen, dass während der Inti oft gequietscht wird.

Nach einigen Treffen wird dieses aggressive Verhalten immer weniger werden und man kann die Zeit des Zusammentreffens steigern. Irgendwann wird die Gruppe sich völlig normal miteinander verhalten, zusammen Futtern

borsteln wird eventuell zu Anfang der treffen hier und da noch vorkommen aber sich dann auch schnell wieder legen und irgendwann zusammen kuscheln (hier auf dem Bild schon mit Einrichtung)

 

Was darf bei einer Inti nicht passieren?

Es ist ganz wichtig, dass man die Ratten wieder trennt, sobald es zu grob wird, sie sich z.B. viel jagen oder sich aggressiv angreifen. Ein guter Anhaltspunkt ist, wenn sich die Ratten während der Unterwerfung (auf den Rücken drehen) zu einem so genannten „Ball“ entwickeln, d.h. sie lassen nicht mehr von einander ab und quietschen laut, während sie sich zu zweit über den Boden rollen. Manchmal sieht das aus wie ein hüpfen. Dann sollte man sofort trennen, denn dann kann es schnell zu Bissen kommen.

Wichtig ist, dass KEIN Blut fließt. Sie dürfen sich jagen, unterwerfen, „boxen“ usw. aber sobald sie so aggressiv sind, dass es zu Bissen oder Kratzern kommt sollte man trennen und am nächsten Tag weitermachen. Versteht das nicht falsch, es kann vorkommen dass sie sich auch mal so zoffen dass es Bisse gibt. Es gibt Integrationen die rabiater sind als andere. Das heißt nicht dass es nicht klappen wird! Ihr müsst für eine Inti immer Zeit einplanen falls es nicht so läuft wie gewünscht!

Außerdem darf man am Anfang (bis sie sich gut verstehen und ein paar Stunden zusammen sind) niemals von den Treffen weg gehen und die Ratten alleine lassen. Natürlich müsst ihr aber keine 4 Stunden daneben stehen. Wenn ihr mal so weit seit dass eh quasi nichts mehr passiert dürft ihr auch nebenher das Frischfutter vorbereiten oder den Käfig putzen 😛

Man braucht bei Intis manchmal sehr viel Geduld und starke Nerven, manche Integrationen dauern nur 2-3 Wochen, andere gehen über Monate. Selbst wenn sich am Anfang keine Besserung zeigt, man sollte nicht einfach wieder aufgeben. Ratten sind sehr revierbezogene Tiere und bei manchen dauert es länger, bis sie neue Ratten akzeptieren.